Pegasus Designer Days – Wieso, weshalb, warum?

Am 15./16. Mai 2020 finden erstmals die Pegasus Designer Days statt. Während diesem zweitägigen Online-Event laden wir Spieleautoren aus aller Welt ein, unserem Redaktionsteam ihre Spielideen in kurzen Videokonferenzen vorzustellen. Doch wie funktionieren die Pegasus Designer Days und wieso finden sie überhaupt statt? Dazu wollen wir zunächst erklären, wie neue Spiele normalerweise ihren Weg zu Pegasus Spiele finden.

Grundsätzlich sind Spielevorstellungen per E-Mail bei uns sehr selten erfolgreich. Den Großteil unserer Verlagsprodukte – also der Spiele, die von der Pegasus Spiele-Redaktion betreut und von Pegasus Spiele selbst veröffentlicht werden – erhalten wir bei persönlichen Treffen mit Autoren oder Agenturen. Die wichtigsten Gelegenheiten dazu sind die großen Spieletreffen und Spieleveranstaltungen sowie einige Wettbewerbe, zum Beispiel die SPIEL in Essen, die Spielwarenmesse in Nürnberg, die UK Games Expo, die Gen Con oder das Spieleautorentreffen in Göttingen.

Gerade das Göttinger Spieleautorentreffen ist für Pegasus Spiele in dieser Hinsicht äußerst wichtig. Es handelt sich um ein Treffen von mehreren hundert Spieleautoren, das über zwei Tage verläuft. Alle Autoren haben dort einen eigenen Tisch, an dem sie ihre Spiele präsentieren können. Natürlich ist es für die Autoren auch eine Gelegenheit, Kollegen und Kolleginnen kennenzulernen und sich auszutauschen. Außerdem sind Vertreter aller großen und kleinen Verlage vor Ort, am zweiten Tag auch öffentliches Publikum. Die Verlage haben einen Briefkasten, in den man Vorschläge stecken kann, mit der Bitte den jeweiligen Tisch zu besuchen. Es gibt keine Vorgaben, was gezeigt werden darf und wie lange die Redakteure bleiben.

Grundsätzlich ist es aber äußerst wichtig, dass ein Autor seine Spielidee ausführlich in verschiedenen Gruppen testet und auf Herz und Nieren prüft, bevor er an einen Verlag herantritt. Unsere Redakteure wollen sehen, ob und wie getestet wurde. Meistens finden sie das auch schnell heraus. Außerdem sollte sich der Autor auch mit dem Verlag, dem er sein Spiel zeigen möchte, im Vorfeld etwas beschäftigen. Was hat der Verlag schon veröffentlicht? Was passt ins Portfolio?

Für eine gelungene Spielvorstellung ist es am besten, wenn sich der Autor vorab Gedanken gemacht hat, wie er sein Spiel überzeugend präsentiert. Die Vorstellung sollte kurz und präzise die Idee und die positiven Eigenschaften des Spiels hervorheben. Sich zu sehr in Details zu verlieren, sollte dringend vermieden werden. Sehr hilfreich ist zum Beispiel die Vorbereitung eines Sell Sheets mit den wichtigsten Informationen wie Spielerzahl, Altersempfehlung, Spieldauer, Zielgruppe, Art des Spiels und Alleinstellungsmerkmalen. Auch fertig geschriebene Regeln sind eine gute Sache – manche Redakteure lesen diese gerne schon im Voraus – das ist für unsere Redaktion aber kein Muss.

Typische Fragen, die unsere Redakteure während des Gesprächs stellen, sind dann etwa: Womit ist das Spiel vergleichbar? Was unterscheidet es davon? Was genau macht den Spaß am Spiel aus? Wie kam es zu der Idee? Was ist das Besondere am Spiel? Welches Gefühl möchte der Autor bei den Spielern hervorrufen und wie wurde das im Spiel umgesetzt? Die Autoren sollten also einerseits andere Spiele kennen und wissen, wo ihr Spiel positioniert ist, andererseits sollten sie sich auch schon Gedanken über die Zielgruppe und die Botschaft des Spiels gemacht haben.

Absolut unerlässlich ist natürlich ein spielbarer Prototyp. Der darf gerne selbstgebastelt sein und er muss auch nicht außergewöhnlich hübsch sein. Gerade bei besonders thematischen Spielen hilft es aber, wenn das Thema auch im Prototyp schon sichtbar wird. Anhand dieses Prototypen lassen unsere Redakteure sich das Spiel erklären – oder zumindest die wichtigsten Elemente. Eventuell werden auch direkt ein paar Spielzüge gespielt, daher sollte das Spiel fertig aufgebaut und einsatzbereit sein. Wenn der Prototyp den Redakteuren gefällt, nehmen sie ihn entweder direkt mit oder, falls das nicht möglich ist, bekommen ihn im Anschluss zugesandt.

Das klingt jetzt alles eventuell etwas beängstigend, aber keine Sorge: Das Schöne bei solchen Autorentreffen ist, dass man unter Gleichgesinnten ist und viel Spaß haben kann. Auch die Redakteure lieben Spiele – alle verbindet eine gemeinsame Passion. Nur weil ein Redakteur einen Prototyp nicht gleich mitnehmen will, heißt das nicht, dass das Gespräch vergeudete Zeit war. So kann es zum Beispiel sein, dass einem Redakteur grundsätzlich etwas am Prototyp gut gefällt, er aber noch nicht rundum zufrieden ist. Dann gibt er gerne Tipps, was man probieren oder was man weglassen könnte und er schaut sich das Spiel zu einem späteren Zeitpunkt dann in der Regel gerne noch mal an.

Aufgrund der aktuellen Covid-19-Pandemie müssen aktuell leider all die üblichen Treffen, bei denen Autoren unseren Redakteuren ihre Ideen vorstellen können, ausfallen. Das heißt aber nicht, dass wir aufhören nach neuen Ideen zu suchen! Darum hat Pegasus Spiele als Ersatz die Pegasus Designer Days ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Events können sich Autoren aus aller Welt bei uns anmelden, um uns ihre Spielidee vorzustellen, ähnlich wie bei den üblichen Autorentreffen oder Großveranstaltungen – nur eben online. Dabei dürfen sie bis zu drei Ideen vorstellen. Das sollten die Spiele sein, die ihnen selbst am meisten am Herzen liegen und von denen sie der Meinung sind, dass sie auch wirklich in das Verlagssortiment von Pegasus Spiele passen. Eine gewisse Sonderrolle nehmen hierbei die Expertenspiele ein, die nicht vom Pegasus Spiele-Team selbst gesichtet werden, sondern vom frisch gegründeten Partnerverlag Deep Print Games.

Im Termin haben die Spieleautoren pro Spielidee dann zehn Minuten Zeit, die Redakteure zu begeistern. Ein gut vorbereiteter Pitch, der vorher schon geübt wurde, ist also hier genauso wichtig wie bei einem normalen Treffen, wenn nicht sogar noch wichtiger. Die zeitliche Begrenzung wurde einerseits gewählt, damit die Autoren sich wirklich auf die wichtigsten Aspekte beschränken, und andererseits, damit die Redaktion genug Autoren die Chance geben kann, ihre Spielideen vorzustellen.

Die Prototypen können zwar in einer Videokonferenz nicht wie sonst angespielt werden, dennoch sollten die Autoren spielbare Prototypen von ihren Spielideen parat haben, um sie im Video zu zeigen. Eventuell haben sie diese auch schon auf einer Plattform wie Tabletopia digitalisiert und können sie den Redakteuren in dieser Form zeigen. In der Woche nach den Pegasus Designer Days gibt die Redaktion zu jedem vorgestellten Spiel eine Rückmeldung. Hat eine Spielidee überzeugt, werden unserer Redakteure darum bitten, dass ihnen zeitnah ein spielbarer Prototyp zugeschickt wird. Dieser wird dann in den folgenden Wochen ausgiebig getestet – soweit es die Kontaktbeschränkungen aufgrund von Covid-19 zulassen. Anschließend erhalten die Spieleautoren weiteres Feedback – und vielleicht sogar ein Angebot für eine Veröffentlichung bei Pegasus Spiele.

Wie genau es mit einem Prototypen weitergeht, wenn einer unserer Redakteure ihn eingesammelt hat, erfahrt ihr demnächst in einem weiteren Blogbeitrag!

 

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In unserem nächsten Blogbeitrag erfahrt ihr von Ignacy Trzewiczek mehr über die Geschichte hinter der Robinson Crusoe-Erweiterung Mystery Tales.