Rollenspiel mit Cthulhu - Die Angst vor dem Unbekannten

In Zeiten von Social Distancing kann es oft schwierig sein, eine Brettspielrunde zusammenzubekommen. Vielleicht also der ideale Zeitpunkt, um sich einmal Rollenspiele genauer anzusehen. Eines der ältesten ist das Cthulhu-Rollenspiel. Falls für euch Cthulhu oder Rollenspiel oder beides ein Buch mit sieben Siegeln ist, haben wir hier einen Leitfaden zusammengestellt, der das Ganze zwanglos und übersichtlich vorstellt. Wie schon der amerikanische Horror-Autor Howard Phillips Lovecraft einmal geschrieben hat: „Die älteste und stärkste Emotion der Menschheit ist Angst und die älteste und stärkste Angst ist die vor dem Unbekannten.“ Und genau die ist es auch, der wir bei Cthulhu begegnen. Doch eins nach dem anderen. Zuerst einmal bedeutet Rollenspiel genauso wie Brettspiel, einige Freunde um den (physischen oder virtuellen) Tisch zu versammeln. Dabei braucht ihr allerdings kein Brett und auch kaum sonstige Spielmaterialien. Ein Blatt Papier, ein Stift und eine Handvoll Würfel genügen. Der Rest passiert in euren Köpfen.

Bis auf eine Person verkörpert ihr alle je einen Charakter. Ihr bestimmt, was dieser Charakter sagt, denkt, usw. Die Welt in der sich eure Charaktere bewegen wird von der übrigen Person bestimmt. Dieser Mitspieler fungiert als Spielleiter und beschreibt, was ihr seht, wem ihr begegnet, wie die Welt auf eure Taten reagiert usw. All eure Aktionen, inklusive derer des Spielleiters, werden dabei von Regeln geleitet, um dem Ganzen einen spannenden und zum Genre passenden Rahmen zu geben. In Cthulhu beispielsweise spielt ihr Ermittler in den 1920ern. Somit folgen die Regeln zum Großteil den Gesetzen der realen Welt und sind so auch für Anfänger nicht schwer zu verstehen und nachzuvollziehen. Im Konkreten kommen die Regeln vor allem dann zum Tragen, wenn euer Charakter versucht etwas zu tun, das ein normaler Mensch nicht ohne Weiteres zustande bringt, beispielsweise auf einen fahrenden Zug aufspringen, eine Bombe entschärfen oder einen Gangster niederringen. In solchen Fällen wird gewürfelt. Das Ergebnis bestimmt dann, ob euer Vorhaben erfolgreich ist, oder ob euch der Gangster vielleicht niederringt und ihr Hilfe von den Charakteren eurer Mitspieler braucht. Natürlich haben eure Charaktere unterschiedliche Hintergründe, die das Ergebnis schon vor dem Wurf positiv oder negativ beeinflussen können. Ein Profiboxer wird wahrscheinlich weniger Probleme mit dem Gangster haben als ein 80jähriger Professor. Da der Spielleiter nicht nur Herr der Welt, sondern auch Schiedsrichter ist, sollte er die Regeln zuvor eingängig gelesen haben. Bei Cthulhu reichen dafür anfangs die kurz gehaltenen, kostenlosen Schnellstartregeln. Damit kann es auch schon losgehen und ihr seid bereit für euren ersten Rollenspielabend. Warum ihr den gerade in der spannenden Welt des Cthulhu-Systems hervorragend bestreiten könnt, erfahrt ihr jetzt.

Die Grundregeln von Cthulhu sind denkbar einfach. Sie basieren auf einem W100-Würfelsystem. Das bedeutet, es werden zwei zehnseitige Würfel gewürfelt (die leicht in einem Spieleladen oder online zu bekommen sind), einer steht für die Einerstelle und einer für die Zehnerstelle. Aus 8(0) und 9 wird so eine 89. Mit jedem Wurf müsst ihr einen bestimmten Wert unterschreiten, um ein Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Dabei kommt es ganz darauf an, was ihr konkret machen wollt und wie versiert euer Charakter in der jeweiligen Tätigkeit ist. Der Profiboxer Herbert könnte zum Beispiel eine 80 in Körperkraft haben. Wenn er nun eine Tür einschlagen möchte, dürfte ihm das leicht fallen, da er nur eine 80 oder weniger würfeln muss. Anders könnte es für den betagten Professor Arthur aussehen, der vielleicht nur eine 30 aufweist (er hätte dafür vermutlich andere Stärken).

Nach demselben Prinzip funktionieren sämtliche Aktionen in Cthulhu. Zusätzliche, kleinere Mechaniken bauen ebenfalls auf diesen Grundregeln auf. So müsst ihr vielleicht in einer ganz besonders schwierigen Situation unter die Hälfte eures eigentlichen Wertes würfeln; Herbert könnte verletzt sein und keinem Gangster, sondern einem (kleinen) Monster gegenüberstehen. In solchen besonders unvorteilhaften Situationen müsste er 40 oder weniger würfeln anstatt nur seine eigentliche 80 zu unterbieten, um es mit Körperkraft niederzuringen. Derlei Details werden jedoch anschaulich und eingängig in den Regeln aufgeführt und können vom Spielleiter im laufenden Spiel erklärt werden. Das einzige, das ihr nun vor dem Abenteuer noch tun solltet, ist eure Charaktere zu wählen. Diese könnt ihr euch entweder auf einfache Weise mithilfe der Regeln selbst erstellen oder ihr bedient euch der zahlreichen vorgefertigten Investigatoren, die mit vielen Pegasus-Abenteuern mitgeliefert werden.

Die Regeln sind also eingängig und leicht zu verstehen; was macht nun aber das Setting von Cthulhu so einzigartig? Wie schon beschrieben bewegt es sich ja eigentlich in recht bekannten Gefilden: Ihr spielt in den 1920ern, wahlweise in den USA oder Deutschland, wobei euch jedoch letztlich die ganze Welt als Schauplatz offen steht. Das Besondere ist natürlich gerade das Unbekannte, die übernatürlichen Horror-Elemente in jedem Abenteuer, die maßgeblich auf dem Cthulhu-Mythos von Howard Philipps Lovecraft basieren. (Dessen Horrorliteratur müsst ihr allerdings nicht kennen, um Spaß am Spiel zu haben. Vielmehr dürfte das den Grusel nur noch wohliger machen.) Eure Gruppe steht allein einem mysteriösen Schrecken gegenüber, von dessen Existenz nur die wenigsten Menschen überhaupt wissen. Während der Rest der Gesellschaft gemütlich vor sich hinlebt, seid ihr diejenigen, die einen Blick hinter den Vorhang aus unerklärlichen Ereignissen, schrecklichen Todesfällen und dunklen Machenschaften geheimer Kulte werfen.

Was ihr dahinter entdeckt, wird nicht spurlos an euren Charakteren vorübergehen; die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass ihr dem Wahnsinn anheimfallt, wenn ihr euch mit Dingen beschäftigt, die nicht für menschliche Augen bestimmt sind. Und gerade das macht den Reiz des Cthulhu-Rollenspielsettings aus. Je näher ihr der Wahrheit eines Mysteriums kommt, desto gefährlicher wird es nicht nur körperlich, sondern auch geistig für eure Charaktere. Wen lässt es schon kalt, einem schleimigen Insektenmonster in einem dunklen Abwasserkanal zu begegnen, dem schon seit Jahren Menschen geopfert werden? Dieses Spiel mit dem Feuer, diese Suche nach der Wahrheit, bei der ihr Leben und Verstand zum Schutze der Menschheit aufs Spiel setzt, ist es, was das Cthulhu-Setting ausmacht.

Solltet ihr nun Interesse an dem Cthulhu-Rollenspiel entwickelt haben, stehen euch zahlreiche Türen auf eurem Weg zum ersten Abenteuer (und weiteren) offen. Die bereits erwähnten Schnellstartregeln bilden eine hervorragende Möglichkeit zum Reinschnuppern. Wer dann erst einmal nur zusehen möchte, kann das ganz einfach bei einer von vielen Pegasus-Cthulhu-Runden auf Youtube machen. Alternativ könnt ihr euch aber auch einfach direkt selbst zu einer Runde auf einer Convention anmelden. Dort gibt es oft Anfängerabenteuer für Leute, die noch kaum oder gar keine Regelkenntnisse oder Rollenspielerfahrung mitbringen. Eine ideale Gelegenheit dafür bietet unsere Online-Convention CONspiracy von 21.-24. Mai. Hier könnt ihr euch gemütlich vom heimischen PC aus einloggen und loslegen. Unter https://trello.com/b/DQW3k460/pegasus-spiele-conspiracy  findet ihr eine Übersicht über alle Spielrunden.

Ob nun online oder zuhause, zum tieferen Eintauchen stehen euch zahlreiche Publikationen zur Verfügung. Zuvorderst natürlich das umfassende Grundregelwerk, das hilfreiche Erklärungen, Hintergründe und Tipps bereithält und die Schnellstartregeln noch genauer beleuchtet und um wichtige Komponenten ergänzt. Während ihr damit grundsätzlich alles habt, was ihr zum weiteren Spielen von Cthulhu braucht, bieten zahlreiche Abenteuer- und Hintergrund-Bände sowie nützliche Spielehilfen Ideen, Informationen und Unterstützung an. Worauf wartet ihr also noch? Das Grauen ist da draußen und wer soll sich ihm entgegenstellen, wenn nicht ihr?

 

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Anlässlich der Spiel, Kennerspiel und Kinderspiel des Jahres-Nominierungen kommenden Montag berichten wir euch in unserem nächsten Blogbeitrag mehr zu der Geschichte hinter den Auszeichnungen.