Spieleentwicklung – Die Entstehungsgeschichte von Nova Luna

Im Mai wurde Nova Luna zum Spiel des Jahres nominiert. In genau zehn Tagen, am 20. Juli werden wir, genau wie die Edition Spielwiese, ab 10.30 Uhr gebannt die Spiel des Jahres-Preisverleihung verfolgen und alle Daumen für Nova Luna gedrückt halten. Übrigens, am 20.07.2020 ist Neumond, nova luna, wenn das mal kein gutes Zeichen ist... Doch bevor es soweit ist, haben wir mit Michael Schmitt, dem Inhaber der Edition Spielwiese, sowie Lars Frauenrath, dem verantwortlichen Redakteur, über die Entstehungsgeschichte des außergewöhnlichen Spiels gesprochen.

Könnt ihr uns berichten wie es dazu kam, dass Nova Luna bei der Edition Spielwiese erschienen ist?

Michael: „Das erste Mal bin ich in Gütersloh mit dem Spiel in Berührung gekommen, am selben Tag, an dem uns Uwe auch Second Chance gezeigt hat. Schön fand ich, dass das Spiel kaum Erklärung bedurfte. Die Idee zu dem Spiel hatte er auf der Konfirmation seiner Nichte Marei, die ihm dort ihr damaliges Lieblingsspiel Habitats gezeigt hat. Uwe fand den Kernmechanismus so gut, dass er angefangen hat, damit zu experimentieren. Von Anfang an war klar, dass im Falle einer Veröffentlichung der Autor des „Urspiels“ mit genannt werden muss – Corné van Moorsel. Ich wollte das Spiel unbedingt veröffentlichen, war aber anfangs noch unschlüssig, welche Zielgruppe damit angesprochen werden soll. Der Regelumfang hat von vornherein für ein Familienspiel gesprochen, während das Puzzeln dann doch sehr anspruchsvoll sein kann. Aber ich wollte kein reines Kennerspiel machen, sondern ein Spiel, das sowohl Familien als auch Kenner gerne spielen.“

Wie kam es zu dem außergewöhnlichen Thema rund um den Einfluss des Mondes? Stand das Thema von Anfang an fest oder hat sich da im Laufe des Bearbeitungsprozesses nochmal etwas geändert?

Michael: „Bei abstrakten Spielen wirkt ein Thema oft aufgesetzt. Bei einem weiteren Treffen in Gütersloh, bei dem auch der spätere Illustrator Lukas Siegmon teilnahm, sind wir dann weg von einem Spielbrett mit Laufleiste und Plättchenauslage und haben stattdessen eine runde Auslage ausprobiert. Von da an war das Thema „Uhr“ gesetzt. Titel und Stimmung des Spiels verdanken wir dann nicht zuletzt unserer Kollegin Kaddy Arendt, die unsere Blockade im Kopf durch ihre kreativen Vorschläge lösen konnte.“

Lars: „Im Grunde war von Anfang an klar, dass es sich bei diesem Spiel um ein abstraktes Puzzlespiel handelt. Und meine Meinung, ich glaube sogar, die Meinung des gesamten Teams war, dass wir hier auch nichts thematisch zurechtbiegen wollten. Lukas Siegmon, der Illustrator, hatte ein grafisches Konzept entwickelt, das Anleihen im Jugendstil, im Art Déco und anderen Epochen kreativ vereinigt. So kam dann auch das Mond-Element ins Spiel und daraus entstand die Idee der Monduhr bzw. des zahnradartigen Tableaus. Zu diesem Zeitpunkt lief das Spiel übrigens noch unter dem Arbeitstitel „Kinjo“, was im japanischen wohl so viel wie Nachbarschaft bedeutet. Der Name Nova Luna entstand erst relativ spät. Jeder von uns hatte zuvor Ideen gesammelt. Manche Vorschläge waren dann recht schnell raus, weil sie Titeln bereits existierender Spiele zu ähnlich klangen, schlecht auszusprechen waren und derlei mehr. Mit den verbliebenen Vorschlägen haben wir dann eine Abstimmung gemacht. Insofern war es Zufall bzw. dem tollen Vorschlag von Kaddy Arendt geschuldet, dass der Titel des Spiels ebenfalls einen Mondbezug hat. Abschließend kann man wohl sagen, dass Nova Luna ein abstraktes Spiel ist, aber einem von Lukas erdachten grafischen Thema folgt.“

Wo wir schon bei der redaktionellen Arbeit sind, wie lief diese bei euch ab? Gab es besondere Hürden zu meistern? Und, wie lange habt ihr etwa an der Realisation gearbeitet?

Lars: „Den Großteil der ca. sechsmonatigen Entwicklungszeit haben Testspiele mit unterschiedlicher Spielerzahl in Anspruch genommen. Dabei hat sich gezeigt, dass es eigentlich nur eine Hürde zu meistern gab: Insbesondere bei Vierergruppen, die Nova Luna noch nicht kannten, konnte die Spielzeit schon mal über die angestrebten 30 - 45 Minuten hinausgehen, einfach, weil sich plötzlich so viele Möglichkeiten vor einem auftun. Allerdings bietet Nova Luna auch eine steile Lernkurve. Während des Spiels klickt es im Kopf und ich sehe plötzlich Optionen, wie ich mein Plättchen so clever platziere, dass ich gleich mehrere Aufgaben auf einmal erfülle. Deshalb legen wir neuen und größeren Gruppen ans Herz, erstmal mit weniger Scheiben zu spielen, um ein Gefühl für das Spiel zu bekommen. Mit weniger Scheiben wird die Spieldauer kürzer – und damit die Auslage der Spieler übersichtlicher. Trotzdem entwickelt man einen Blick dafür, wie sich noch effizienter puzzeln lässt.“

Jetzt habt ihr uns schon jede Menge spannende Details erzählt. Aber was ist aus eurer Sicht DAS Besondere an Nova Luna?

Lars: „Ich denke, mit Nova Luna hat Uwe Rosenberg wieder einmal gezeigt, wie gut er Ideen auf die essenzielle Kernidee verdichten kann. So ist dann ein Spiel mit sehr wenigen, sehr einfachen Regeln entstanden, das trotzdem eine große Spieltiefe besitzt, sodass sich sowohl Familien- aber auch Kennerspieler wohlfühlen. Aber das Spiel ist auch Gelegenheitsspielern in 5 Minuten erklärt, und schon kann es losgehen.“

Vielen Dank für diese Einblicke. Lasst uns zuletzt nochmal auf die Spiel des Jahres-Nominierung zurückkommen. Mal ehrlich, kam die Nominierung für euch überraschend oder hattet ihr da schon „so ein Gefühl“?

Michael: „Wir wussten, dass wir ein gutes Spiel haben, das vielleicht etwas unter dem Radar flog, da die Leute dachten, es kommt der vierte Teil der Puzzle Trilogie. Aber mit einer Nominierung haben wir lange nicht gerechnet. Erst als im Frühjahr immer mehr gute Rezensionen veröffentlicht wurden, war uns klar, dass das Spiel endlich angekommen ist. Aber mit einer Nominierung gerechnet? Eher nicht.“

Lars: „Mein Gedanke war zu Beginn auch, dass die Leute sofort an einen weiteren Teil der Cottage Garden-Reihe denken, wenn wir ein Plättchenlegespiel von Uwe Rosenberg ankündigen. Insbesondere die Vielspieler habe sich aber mal wieder etwas Neues von Uwe gewünscht. Daher wurde das Spiel anfänglich womöglich mit etwas Argwohn betrachtet. Aber die Spiel des Jahres-Jury hatte ja angekündigt, dass sie transparenter werden wolle und vorab mehr über die Spiele berichten will, die sie für eine Nominierung oder Empfehlung ins Auge fassen. Als dann von den Kritikern mehr und mehr positive Rezensionen erschienen, kam schon so ein Hoffnungsgefühl auf – und dennoch war der 18. Mai, also der Tag, an dem die Nominierungen bekannt gegeben wurden, ein sehr, sehr aufregender Tag.“

Ihr wollt mehr über die Spiel des Jahres-Nominierungen, den Jurypreis allgemein und seine Bedeutung für uns wissen? In unserem Blogbeitrag Das Spiel des Jahres – Nervenkitzel ohne Ende berichten wir euch darüber! Und solltet ihr jetzt richtig Lust auf eine Partie Nova Luna haben, die neue Auflage ist kürzlich bei uns eingetroffen und ab sofort ist Nova Luna wieder bei uns im Onlineshop verfügbar!

 

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