Das Spiel des Jahres – Das passiert nach der Nominierung

Letzte Woche wurden erneut die Nominierungen und Empfehlung für das Spiel des Jahres, das Kennerspiel des Jahres und das Kinderspiel des Jahres bekannt gegeben und wir freuen uns sehr wieder mit zwei Nominierungen (MicroMacro: Crime City zum Spiel des Jahres und Dragomino zum Kinderspiel des Jahres) und zwei Empfehlungen (Punktesalat für das Spiel des Jahres und Aeon´s End für das Kennerspiel des Jahres) dabei zu sein! Im letzten Jahr haben wir im Umfeld der Nominierungen ja bereits davon berichtet, wie dieser Spielepreis entstanden ist. Nun wollen wir ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, was bei einem Verlag so alles passiert, wenn es zu einer Nominierung gekommen ist.

Genau wie alle anderen Spieleenthusiasten erfahren auch die Verlage erst im Rahmen der öffentlichen Bekanntgabe, ob eines der eigenen Spiele nominiert wurde. Vor Corona haben wir uns bei Pegasus Spiele in der Regel alle im Konferenzraum versammelt, um den Livestream gemeinsam zu verfolgen. 2020 und 2021 mussten wir uns mit einer Zoom-Runde begnügen. Trotzdem ist es immer schön, zusammen der Bekanntgabe entgegenzufiebern und sich dann gemeinsam zu freuen (oder sich gegenseitig zu trösten, wenn es nicht geklappt hat).

Kingdomino Spiel des Jahres Stand 2017

Sobald die Bekanntgabe vorbei ist, laufen dann alle zu Hochtouren auf. Im Marketing werden im Eiltempo Pressemitteilungen, Social Media Postings und Newsletter erstellt und veröffentlicht. Ist die erste Newswelle vorbei, dann geht es an die Vorbereitungen für die Preisverleihungen. Wie genau die dieses Jahr aussehen werden, ist aufgrund der Pandemie noch unklar. In „normalen“ Jahren bestehen die Preisverleihungen aus zwei Teilen. Der erste Teil ist die Pressekonferenz mit Vorstellung der nominierten Titel und feierlicher Bekanntgabe der Preisträger. Anschließend haben die Verlage die Gelegenheit, ihre Spiele der Presse vorzustellen, Interviews zu führen und Fotos zu machen. Zu diesem Zweck bauen wir kleine Präsentationsstände.

So haben wir 2017 für Kingdomino zum Beispiel einen großen Teppich mit Motiven aus dem Spiel produziert und dazu aus einem Theaterfundus einen gepolsterten Stuhl geliehen, der als Königsthron fungierte. Unser Partner Blue Orange war mit vor Ort und brachte Königsumhang und Krone mit. Im gleichen Jahr waren wir mit Magic Maze nominiert. Da es in einem magischen Kaufhaus spielt, haben wir Regale mit „magischen Utensilien“ als Deko im Hintergrund verwendet und die Kaufhausplättchen als riesige Bodenplatten drucken lassen, sodass das erste Szenario als Großspiel gespielt werden konnte.

Fabulantica Kinderspiel des Jahres Stand 2019

Eine größere Herausforderung ist dann nochmal die Verleihung des Kinderspiels, denn dort sind nicht nur Journalisten, sondern auch Schulkinder vor Ort als Paten für die drei nominierten Spiele. Während Erwachsene damit zufrieden sind, ein paar Worte auszutauschen und Fotos zu machen, erwarten Kinder etwas mehr Entertainment. Daher hatten wir zum Beispiel für Fabulantica 2019 neben einem Großspiel auch noch den Dschinn aus dem Spiel als Fotowand dabei. Die Kinder (und Erwachsenen) konnten ihr Gesicht durch das Loch in der Wand stecken und sich so als Dschinn fotografieren lassen. Die liebe Julia hatte zu diesem Zweck ihre Sofortbildkamera dabei, sodass man sich sein Foto direkt als Andenken mitnehmen konnte. Zusätzlich hatten wir alle Figuren aus dem Spiel als Tattoobilder mitgebracht und die Kinder haben sich mit Begeisterung die kleinen Bilder auf den Arm „zaubern“ lassen – einige sogar gleich die gesamten Arme hoch und runter.

Während das Marketing sich nun also mit dem Thema Preisverleihung 2021 beschäftigt, passiert natürlich auch so einiges in den anderen Abteilungen. Kurz nach der Bekanntgabe der Nominierungen laufen im Vertrieb in der Regel die Leitungen heiß, denn alle Händler wollen natürlich sofort entsprechende Bestellungen aufgeben. Was zu dem Zeitpunkt noch lieferbar ist, fliegt innerhalb weniger Tage aus dem Lager. Daher werden auch alle Hebel in Bewegung gesetzt, möglichst schnell eine Nachauflage zu produzieren – natürlich mit dem Nominierungslogo drauf. Aber neben Brettspielverlag sind wir auch Vertrieb – und zwar für über 8.000 Produkte aus dem Bereich Gesellschaftsspiele, also Brett- und Kartenspiele, aber auch Würfel, Inlays und vieles mehr. Und diese kaufen wir in der Regel bei den entsprechenden Spieleverlagen bzw. Herstellern direkt ein. Dafür ist unsere Einkaufsabteilung zuständig. Oft haben wir viele der nominierten bzw. empfohlenen Titel anderer Verlage schon in unserem Sortiment. Falls nicht, prüft unser Einkauf aber spätestens nach einer Nominierung bzw. Empfehlung, ob wir die entsprechenden Titel auch in unser Sortiment aufnehmen können. So müsst ihr im Idealfall nicht bei vielen verschiedenen Shops bestellen, sondern findet alle bzw. viele Spiele auf eurer Wunschliste in unserem Onlineshop. Das Gleiche gilt natürlich auch für Händler, die so zu ihren Spezialkonditionen eine bunte Mischung bei uns beziehen können, die sie dann wiederum an euch weitergeben können.

Gleichzeitig wird auch schon weiter geplant, denn in der Regel wird kurz nach der Preisverleihung schon die nächste Auflage benötigt. Bereits vor der Preisverleihung müssen daher alle Details mit der Druckerei besprochen sein. Das umfasst im Großen und Ganzen zwei Fälle. Fall 1: Das eigene Spiel gewinnt den Titel. Dann müssen die Druckdaten im Eilverfahren mit dem neuen Logo ergänzt werden und es wird eine entsprechend höhere Auflage produziert. Fall 2: Ein anderes Spiel gewinnt den Titel. Dann können die Druckdaten bleiben, wie sie sind, und es werden etwas weniger Spiele produziert.

Wie wirkt sich eine Spiel des Jahres Auszeichnung auf die Zahlen aus? Grob kann man sagen, dass ein nominiertes Spiel sich etwa zehnmal so oft verkauft wie ein „normales“ Spiel. Erhält ein Spiel aber den roten Pöppel, verkauft es sich gleich hundertmal so viel. Daher hat die Preisverleihung eine immense Auswirkung auf die Produktion. In den letzten Jahren hat sich allerdings auch häufiger gezeigt, dass es mit dieser Faustregel nicht immer hinhaut. So hat sich zum Beispiel unser Spiel Der Kartograph ungefähr so häufig verkauft, als hätte es den Kennerpreis gewonnen statt „nur“ nominiert zu sein. Eine schöne Überraschung für uns und hoffentlich ein Zeichen dafür, dass das Interesse an Gesellschaftsspielen immer weiter zunimmt.

Nun warten wir gespannt auf die Preisverleihungen 2021 und hoffen, ihr drückt uns die Daumen!

 

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