Im Interview – Spiel des Jahres Autor Bruno Cathala

Bruno Cathala. Ein Name, den ihr bestimmt schon mal gehört habt! Kein Wunder, denn er wurde inzwischen schon drei Mal von der Jury Spiel des Jahres ausgezeichnet: 2006 konnte er zusammen mit Serge Laget den Sonderpreis „Fantastisches Spiel“ mit Schatten über Camelot gewinnen. Sein größter Erfolg kam dann mit der Auszeichnung von Kingdominozum Spiel des Jahres 2017 und Dragominozum Kinderspiel des Jahres 2021. Dazu kommen zahlreiche Nominierungen, Empfehlungen und Auszeichnung mit vielen weiteren internationalen Spielepreisen.

Neben den beiden prämierten Spielen der Kingdomino-Reihe sind außerdem schon eine Kingdomino-Erweiterung, Zeitalter der Giganten, und eine Variante für erfahrene Spielende, Queendomino, erschienen. Voraussichtlich im Juli geht die Reise dann weiter mit Kingdomino Origins, einem eigenständigen Teil, in dem es euch in die Steinzeit verschlägt. Das grundlegende Spielprinzip bleibt erhalten, aber euch erwarten neue Herausforderungen und ganz neue Spielelemente. Worauf genau ihr euch freuen dürft, wie es zu der Entstehung von Kingdomino kam, was er an seiner Arbeit als Spieleautor am liebsten mag und vieles mehr, das berichtet euch Bruno Cathala im heutigen Interview:*

Kingdomino Spiel des Jahres Verleihung

Bruno, deine ersten Spiele sind in den frühen 2000er-Jahren erschienen. Seitdem hast du jede Menge Spiele entwickelt und veröffentlicht. Kennst du die genaue Anzahl oder hast du aufgehört zu zählen?

„Ich zähle schon seit einer ganzen Weile nicht mehr mit! Wahrscheinlich sind es zwischen 100 und 150 Veröffentlichungen, je nachdem, ob man Erweiterungen mitzählt.“

Boardgamegeek sagt übrigens, es wären 183 Titel – sehr beeindruckend! Gibt es ein Spiel auf das du besonders stolz bist?

„Das Spiel, auf das ich am stolzesten bin, ist bis heute nicht in physischer Form erschienen. Es ist Insert, ein rein abstraktes Spiel für zwei Personen. Wenn ihr neugierig seid, könnt ihr es digital spielen. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Verlag. ;)“

Was macht dir eigentlich am meisten Spaß an deiner Arbeit? Und was ist die größte Herausforderung?

„Am meisten Spaß macht es mir, Spielende auf Events zu treffen und mit ihnen über unsere gemeinsame Leidenschaft für Spiele zu diskutieren. Für mich ist das Entwickeln von Spielen eine Möglichkeit, Verbindungen zu Menschen herzustellen, die ich sonst nie getroffen hätte. Die größte Herausforderung ist zu versuchen, nicht zu schnell altmodisch zu werden. ;)“

Was macht deiner Meinung nach ein gutes Brettspiel aus und hast du ein Lieblingsspiel?

„Ein gutes Spiel ist ein Spiel, das man nach der ersten Partie sofort wieder spielen möchte. Es ist ein Spiel, das einen stolz macht, wenn man gewonnen hat und das einen nicht zu sehr frustriert, wenn man verliert. Es gibt eine ganze Menge Spiele, die ich liebe. Hier sind einige von ihnen: Magic the Gathering, Flamme Rouge, Gyges, Lost Cities, Jaipur und und und …“

Hast du als Kind jemals gedacht, dass du einmal Brettspielautor werden würdest?

„Dass es ein Leben außerhalb von Monopoly gibt habe ich entdeckt, als ich zwanzig war und Fief spielte. Dieses Spiel wurde veröffentlicht, nachdem der Autor, Philippe Mouchebeuf, einen Wettbewerb für Spieldesign in Frankreich gewonnen hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich also entdeckt, dass es Menschen gibt, die Spiele erfinden. Das hatte ich mir vorher nie vorstellen können. Also versprach ich mir, eines Tages mein eigenes Spiel zu entwickeln. Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich vorgehen sollte. Und ich hätte mir nie vorstellen können, dass es irgendwann mal eine Vollzeit-Beschäftigung werden könnte.“

Und nicht nur das, du bist auch ein extrem erfolgreicher Spieleautor! Zahlreiche deiner Spiele wurden in den letzten 20 Jahren mit verschiedensten Preisen ausgezeichnet. Dann 2017 wurde Kingdomino Spiel des Jahres und 2021 folgte die Auszeichnung Kinderspiel des Jahres mit Dragomino. Beide Spiele basieren ja auf einem ähnlichen Mechanismus und gehören zur gleichen Reihe. Aber was sind die Unterschiede – abgesehen von Babydrachen?  

„Beide Spiele haben gemeinsam, dass man mit Dominosteinen spielt. Aber das ist auch schon fast alles. Wie man die Dominosteine bekommt, wie man sie verbindet und wie man Punkte erzielt, das ist bei beiden Spielen sehr unterschiedlich. Dragomino haben wir – ich zusammen mit Marie & Wilfried Fort – so entwickelt, dass das Spiel auch für die Kleinsten leicht zu erlernen und zu spielen ist. Wir wollten ein Spiel haben, das nach ein paar Lernpartien auch von kleinen Kindern alleine, also ohne die Hilfe Erwachsener gespielt werden kann.“

Wie hast du mitbekommen, dass Dragomino zum Kinderspiel des Jahres ausgezeichnet wurde? Und wie war das für dich?

„Aufgrund der Reisebeschränkungen wegen Covid war ich alleine zuhause, saß vor meinem Computerbildschirm und habe die Preisverleihung digital verfolgt. Das war irgendwie seltsam und auch ein bisschen unwirklich. Ehrlich gesagt hätte ich mir nie vorstellen können, dass wir gewinnen würden. Als sie also verkündeten, ‚Dragomino ist der Gewinner‘, war ich total überrascht und gerührt gleichzeitig. Ich fühlte und fühle mich noch immer sehr geehrt durch diese Auszeichnung!“

Wie kommst du auf Ideen für neue Spiele? Was war die Inspiration für die Entwicklung von Kingdomino und den anderen Spielen der Kingdomino-Reihe?

„Die zündenden Ideen kommen mir, wenn ich Dinge tue, die nichts mit Spielen zu tun haben. Zum Beispiel unter der Dusche, beim Autofahren, beim Radfahren. Und wenn eine dieser Ideen gut genug klingt, dann fange ich an, mir vorzustellen, was ich damit machen könnte.

Was aber Kingdomino angeht, da war es ganz anders: Eine Skistation fragte mich, ob ich für sie ein sehr simples Spiel entwerfen könnte. Ich habe also angefangen zu überlegen, welche Spielkomponente ich verwenden könnte, die alle kennen, um damit etwas Neues zu machen. Da sind mir sofort Dominosteine eingefallen. Und so habe ich mein erstes Dominospiel entwickelt. Es war einfacher als Kingdomino – perfekt als Geschenk für alle, die noch keine Erfahrung mit modernen Brettspielen haben. Dann habe ich aber weiter an der Idee gearbeitet und sie überarbeitet, um ein Spiel zu gestalten, das für Familien und Spieleerfahrene geeignet ist. Naja und daraus wurde das Kingdomino, das ihr kennt. :)“

Ein ungewöhnlicher Weg, aber sehr spannend! Bei Dragomino und vielen weiteren Spielen hast du mit anderen Spieleautor*innen zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?

„Kreativ zu werden bedeutet auch zu zweifeln. Und Zweifel mit jemandem zu teilen, ist viel angenehmer. Ich entwickle zwar auch gerne alleine Spiele, aber arbeite auch sehr gerne mit anderen zusammen an einer neuen Idee.

Bei Dragomino musste das auch sein, denn ich wollte Kingdomino für Kinder erlebbar machen, aber ich habe wenig Erfahrung im Entwickeln von Kinderspielen. Deswegen habe ich Wilfried und Marie gefragt, ob sie Lust hätten, mich bei meinem Projekt zu unterstützen. Ich beobachte ihre Spiele schon seit längerem und war überzeugt, dass sie die idealen Co-Autor*innen seien. Sie kennen sich sehr gut aus mit Kinderspielen, daher ist es auch keine Schande zuzugeben, dass ich bei der Entwicklung von Dragomino sehr viel von ihnen gelernt habe.“

Kingdomino ist ein Familienspiel, Queendomino richtet sich an Familien, die schon etwas Erfahrung mit Brettspielen haben, und Dragomino ist für Kinder gedacht. Kürzlich wurde eine neue Erweiterung der Reihe, Kingdomino Origins, angekündigt. Was ist neu an diesem Spiel? Was denkst du, wem wird es besonders viel Spaß machen?

„Kingdomino Origins ist meiner Meinung nach besonders interessant, weil es drei verschiedene Spielstufen bietet. Je nachdem, mit wem man spielt, kann man entscheiden, welche Stufe man wählt. Es enthält drei neue Elemente: Es gibt Gebiete mit Vulkanen, die glühend heiße Lavabrocken spucken, Ressourcen aus Holz, Mammuts, Fische, Pilze und Feuersteine, und Höhlenmenschen-Plättchen.

Auf dem einfachsten Level ist es ein Spiel, das dem ursprünglichen Kingdomino sehr ähnlich ist. Die einzige Neuerung sind die Vulkane. In einer prähistorischen Welt erhält man keine Punkte durch Kronen, sondern durch Feuer. Die Vulkane erlauben es, Feuer auf anderen Dominosteinen zu platzieren, was den Wert dieses Gebiets erhöht. Eine kleine, lustige und leicht zu erlernende Ergänzung.

Als nächstes kommen die Ressourcen ins Spiel. Schon alleine, weil sie so hübsch aussehen! ;) Im zweiten Level sammelt man sie einfach ein und bekommt Punkte für jede Ressource. Außerdem gibt es noch einen Mehrheitsbonus für jede Kategorie. Der kann übrigens im Laufe des Spiels mehrfach wechseln, was es sehr spannend macht!

Im dritten und komplexesten Modus kann man sich entscheiden, Ressourcen auszugeben, um Höhlenmenschen für den eigenen Stamm zu gewinnen. Sie haben unterschiedlichste Eigenschaften, die am Spielende Punkte einbringen können. Diesen Modus spiele ich persönlich auf jeden Fall am liebsten.

Kingdomino Origins peppt das Kingdomino-Spielerlebnis auf jeden Fall auf und ist ein guter Weg, um jüngere Spielende oder Spieleneulinge in Ressourcenmanagement-Spiele einzuführen.“

Klingt auf jeden Fall sehr spannend! Hattest du eigentlich vor, eine ganze Spielreihe zu entwickeln oder sollte es ursprünglich nur Kingdomino sein? Und, planst du, weitere Spiele in dieser Reihe zu entwickeln oder hast du das Gefühl, dass sie jetzt komplett ist?

„Also geplant war das sicherlich nicht. Aber ich spiele meine Spiele immer und immer wieder, auch nach ihrer Veröffentlichung. So kam es dann auch, dass ich meine eigene Vision für das Spiel auffrischen wollte und daran habe ich dann in den folgenden Spielen gearbeitet. Jetzt ist es das Gleiche: Nichts ist geplant. Aber wer weiß... wenn mir eine neue, zündende Idee kommt und sich für mich spannend anhört, dann wird die Reise sicher weitergehen!“

Wir sind jedenfalls sehr gespannt und freuen uns nun erstmal auf eine Partie Kingdomino bzw. Dragomino und dann ab Juli auf Kingdomino Origins. Vielen Dank, Bruno, dass du uns Rede und Antwort gestanden hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf viele weitere, spannende Spiele aus deiner Feder! :)

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*Das Interview wurde im Original auf Englisch geführt und für diesen Beitrag ins Deutsche übersetzt.