Spieleentwicklung – Frostpunk – Das Brettspiel

Mit Frostpunk – Das Brettspiel hat unser Verlagspartner Frosted Games einen Expertenspielkracher veröffentlicht, der sich nicht nur den Namen mit dem Frostpunk-Videospiel teilt: Auch die Story und das Spielprinzip wurden in der offiziellen Brettspielumsetzung adaptiert bzw. zu einem analogen und kooperativen Spiel weitergedacht.

Für mehr Einblicke in das Social-Survival-Spiel und die Arbeit daran haben wir heute Rosa Layer und Benjamin Schönheiter von Frosted Games zum Interview gebeten. Los geht’s!

Frostpunk – Das Brettspiel ist ja eigentlich eine Entwicklung des polnischen Verlags Glass Cannon Unplugged. Wie kam es dazu, dass ihr die deutsche Lokalisierung übernommen habt?

Rosa: „Das haben wir unserem Chefredakteur Benjamin Schönheiter zu verdanken. Er war schon großer Fan des Computerspiels und hat dann alles darangesetzt, das Spiel zu uns zu holen. Glücklicherweise war der Kontakt zu Glass Cannon Unplugged von Anfang an sehr gut und wir konnten uns direkt auf dieses Herzensprojekt stürzen.“

Benjamin Schönheiter
Benjamin Schönheiter

Hat euch besonders gereizt, dass es sich um die Brettspieladaption eines Videospiels handelt oder hat das keine Rolle gespielt?

Benjamin: „Das hat uns definitiv gereizt. Mal ganz abgesehen davon, dass, wie oben ja schon angedeutet, einige aus unserem Verlag bereits das Computerspiel liebten, gibt es ganz allgemeine eine große Überschneidung zwischen PC-Spielen und Brettspielen. Das merken wir nicht nur an uns selbst: Fast alle PC-Spieler*innen mögen auch Brettspiele, kennen diese Art zu spielen aber kaum. Eine Computerspiel-Umsetzung ist deshalb immer eine tolle Möglichkeit, um mehr Leute an unser tolles Hobby heranzuführen.“ 

Wisst ihr, wie die Idee entstanden ist, ein Brettspiel zum Videospiel zu machen?

Benjamin: „Hinter Glass Cannon Unplugged steckt ja zu einem Großteil das gleiche Team, das auch schon This War of Mine entwickelt hatte. Auch dabei handelte es sich ja um eine Computerspiel-Umsetzung und um ein Spiel, das harte Themen nicht scheut.
Es war also von Anfang an ein perfektes Match und als sie mit dem Vorschlag für Frostpunk – Das Brettspiel an 11bit studios herantraten und schließlich noch Adam Kwapiński dazustieß, war allen Beteiligten sofort klar: Das passt alles wunderbar zusammen.“

Könnt ihr ein bisschen erzählen, was die Spielenden mit dem Brettspiel erwartet?

Rosa: „Frostpunk ist ein Survival-Aufbauspiel. Man versucht, in einer eiskalten und menschenfeindlichen Welt zu überleben. Zentral dafür ist der Hochofen, ein gigantischer Turm, der als Miniatur in der Mitte der Spielfläche steht und auch mechanische Auswirkungen hat.

Frostpunk - Das Brettspiel Spielrunde
Frostpunk - Das Brettspiel Spielrunde

Kooperativ spielen 1 bis 4 Personen zusammen. Der Reihe nach setzen sie Arbeiter ein, um Ressourcen zu sammeln, Gebäude zu bauen oder auf Expeditionen zu gehen.
Dabei müsst ihr immer wieder Entscheidungen über die soziale und politische Entwicklung der Siedlung treffen, zum Beispiel durch Gesetze, die ihr einführt. Dabei heißt es meistens, kurzfristige Vorteile gegen mögliche langfristige Konsequenzen abzuwägen.

Ressourcen sind dabei erwartungsgemäß Mangelware und ihr müsst gut planen, wofür ihr sie einsetzt. Denn alles werdet ihr auf keinen Fall schaffen. Und gleich ein kleiner Tipp: Plant gut, wie ihr für dauerhaften Nachschub an Kohle sorgen könnt. Denn wenn die euch ausgeht, sieht es ganz schnell dunkel für die Siedlung aus …“ 

Was ist eurer Ansicht nach das Besondere an Frostpunk – Das Brettspiel? Was sind die Highlights im Spiel?

Rosa „Eines der Highlights ist natürlich die Optik: Nicht nur der Turm in der Mitte des Spiels ist besonders, auch das Artwork der Karten und anderer Spielelemente ist gigantisch. Insbesondere wenn man das Komponenten-Upgrade aus der Erweiterung Streifzug ins Frostland besitzt.

Spielerisch besonders sind die vielen Möglichkeiten, wie man die eigene Siedlung entwickeln kann. Aus Gebäuden, Gesetzen und Technologien muss man sich sehr gut aussuchen, was für das aktuelle Szenario zusammenpasst. Aber natürlich werden diese Pläne immer wieder durch Ereignisse gestört. Dadurch hat man immer einen tollen Mix aus strategischer Planung und taktischen Entscheidungen. Und was die Stimmung angeht ist Frostpunk sowieso etwas Besonderes. Durch die Ereignisse und ihre Konsequenzen wird die Siedlung lebendig. Es gibt richtige Mini-Geschichten, die man dabei erleben kann.“

Könnt ihr das Brettspiel auch denjenigen empfehlen, die das Videospiel nicht kennen?

Benjamin „Ja! Das Spiel wird allen gefallen, die auch andere Aufbauspiele mit Überlebenskampf lieben. Wer zum Beispiel Robinson Crusoe mag, wird sich hier sofort wohl fühlen. Oder noch allgemeiner: Alle, die strategische Aufbauspiele mögen, aber gleichzeitig in eine extrem stimmungsvolle, düstere Welt eintauchen wollen, sind bei Frostpunk genau an der richtigen Stelle.“

Rosa Layer
Rosa Layer

Und für alle Fans des Videospiels: Wie nah ist das Brettspiel am Videospiel bzw. was sind die größten Unterschiede/was wurde beim Brettspiel anders gemacht?

Rosa: „Wirklich sehr nah. Ich hatte Ende des letzten Jahres die tolle Möglichkeit, das Brettspiel einer großen Gruppe an Fans des Computerspiels zu zeigen. Die waren alle hin und weg davon, wie gut das Spiel bis ins kleinste Detail umgesetzt ist. Angefangen natürlich beim Hochofen über den Druck, Unterkünfte zu bauen, bis hin zu Technologien, Gesetzen und sogar Expeditionen.

Das Spiel weicht vor allem dadurch ab, dass es im Gegensatz zum Computerspiel natürlich nicht in Echtzeit funktioniert. Außerdem kann man es kooperativ spielen. Und man kann sogar sagen: Das Brettspiel bringt mehr Variabilität ins Spiel, weil einige Dinge wie verfügbare Gesetze, Technologien und Expeditionen zu Beginn der Partie zufällig ausgewählt werden.“ 

Wie lange habt ihr an der Lokalisierung des Spiels gearbeitet und welche Hürden gab es zu nehmen?

Benjamin: „Das Spiel war wirklich sehr viel Arbeit: Intern haben wir etwa 160 Stunden in die Redaktion gesteckt, dazu kommt die ganze externe Arbeit. Das liegt auch daran, dass wir neue Icons eingeführt und das Layout mancher Kartentypen komplett geändert haben, um sie verständlicher zu machen. Und kürzer, damit der deutsche Text überhaupt auf die Karten passt.

Wenn ihr mehr über den Redaktionsprozess erfahren wollt, empfehle ich euch dieses Redaktionstagebuch, in dem ich ausführlich über die Arbeit an Frostpunk spreche.

Die Altersempfehlung (ab 16 Jahren) ist ungewöhnlich für ein Brettspiel. Wieso habt ihr euch dazu entschieden?

Rosa: „Aus rein thematischen Gründen: Das Spiel behandelt schwere Themen und zeigt teilweise auch harte Bilder. Wir empfehlen deshalb erst dieses Alter. Es ist aber, wie gesagt, nur eine Empfehlung.“

Die Erweiterung, Streifzug ins Frostland, erscheint gleichzeitig zum Grundspiel: Was erwartet uns mit ihr?

Rosa: „Die Erweiterung enthält zum einen schicke, hölzerne Komponenten-Upgrades für das Grundspiel, zum anderen einige neue Karten, die man dem Spiel für noch etwas mehr Abwechslung hinzufügen kann.“

Liebe Rosa, lieber Benjamin, vielen Dank für euere Antworten! ?

 

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