Teil 2: Im Interview – Der Kartograph-Autor Jordy Adan

Im ersten Teil unseres Interviews mit Jordy Adan, Autor von Der Kartograph, habt ihr bereits mehr über seine Person, die Auszeichnung und die Anfänge von Der Kartograph erfahren. Doch wie wurde aus Doodle Squire schließlich Der Kartograph, welche Aspekte findet Jordy an seinem Spiel selbst am herausragendsten und wie geht es im Reich des Kartographen weiter?

Jordy, wie ging es nach der Veröffentlichung deines ersten Spiels, Rolling Ranch, weiter?

„Die Veröffentlichung meines ersten Spiels hat mir letztlich die Motivation gegeben, weitere Spiele zu entwickeln mit dem Ziel, diese zu veröffentlichen. Und eines davon war Doodle Squire. Jeder Spieler verkörperte dabei einen Knappen, der von einem Helden besiegte Monster plünderte und die Gegenstände dann tetrisähnlich in seine Tasche zeichnen musste. Also eine Art „Inventarverwaltungsspiel“. Anfangs waren die Items noch ziemlich detailliert, aber irgendwann kristallisierte sich heraus, dass das zu zeichnende Material vereinfacht werden musste. Und so wurden aus einem s-förmigen Schwert, einem t-förmigen Hut, einem quadratischen Schild usw. Formen bestehend aus Quadraten, die dann lediglich mit einer einfachen Zeichnung des Gegenstandes „gefüllt“ werden mussten. Etwa zu diesem Zeitpunkt wurde aus Doodle Squire dann Doodle Realms, denn ich hatte vorher einige Motive ausprobiert und mich schließlich für solche entschieden, die zwar einfach zu zeichnen waren, aber nicht mehr so richtig zum ursprünglichen Thema passten. Schließlich musste ich auch nochmal an der Punktevergabe schrauben. Klar war aber, dass die Punktevergabe sich eng an den eingeführten Formen orientieren musste. Ich habe damals häufig Isle of Skye gespielt und der Punktemechanismus dort passte einfach perfekt in mein Spiel. Die letzte große Änderung waren die Monster, die ich eingeführt habe, damit das Spiel sich weniger solitär spielt. Schon beim ersten Testspiel mit den Hinterhalten und Monstern waren die Spieler begeistert. Das hat mir bestätigt, dass ich jetzt ein rundes Spiel hatte, das ich so einem Verlag vorstellen konnte.“

Und wie wurde schließlich aus Doodle Realms Der Kartograph bzw. Cartographers?

„Das Thema aus dem Roll Player-Universum kam erst dazu nachdem ich das Spiel Grok Games, dem brasilianischen Originalverlag, vorgestellt hatte. Bis dahin hatte es ein allgemeingehaltenes Fantasy-Thema. Luis Francisco von Grok Games, der schon an der Grafik von Roll Player beteiligt war und auch an Der Kartograph mitgearbeitet hat, hatte schließlich die Idee des Kartographen-Thema und später dann auch, es in das Roll Player-Universum einzugliedern. Mir war zunächst gar nicht bewusst, wie wichtig das Thema für das Spiel war. Aber jetzt, wenn ich zurückdenke, sehe ich das alte Thema überhaupt nicht mehr, sondern nur noch den Kartographen.“

Und was sind deiner Meinung nach die herausragendsten Aspekte an Der Kartograph?

„Oh, das ist nicht einfach zu beantworten. Ich würde sagen insgesamt gibt es drei Punkte, die das Spiel besonders machen und es von anderen Spielen des Genres abheben: Das Thema ist großartig und der „write“-Teil, also das Einzeichnen der Landschaften auf den eigenen Plan ist eng mit dem Thema verknüpft, das macht das Spiel immersiv. Die Monster machen das Spiel interaktiv – das ist sehr ungewöhnlich für dieses Genre, war aber ein für mich extrem wichtiger Punkt. Und last but not least ist der Wiederspielreiz dank der Wertungskarten sehr hoch. Dass sich die Wertungskarten in ihrer Komplexität unterscheiden führt außerdem dazu, dass Der Kartograph sowohl Familien- als auch Kennerspieler anspricht.“

Was würdest du sagen, hast du durch die Entwicklung von Der Kartograph neue Erkenntnisse für künftige Projekte erhalten?

„Auf jeden Fall! Es gibt viele Punkte und Momente von denen ich jetzt im Nachhinein weiß, dass sie wichtige Erfahrungen waren. Ein Punkt, der sich im Nachhinein als hilfreich herausgestellt hat, war zum Beispiel, dass ich Änderungen bzw. Verbesserungen schnell umgesetzt habe. An manchen Entwicklungspunkten habe ich Doodle Realms drei bis vier Mal pro Woche überarbeitet was natürlich nur durch eine überschaubare Menge an Komponenten überhaupt möglich war. Außerdem war es wichtig für mich, Erfahrungen zu sammeln wie viele Regeländerungen für jede neue Testrunde sinnvoll sind. Kurz gesagt war der gesamte Weg vom ersten Entwurf bis hin zu der Partie mit dem „Aha!“-Moment als ich die Monster eingeführt hatte eine wichtige Erfahrung für mich, die ich in die Entwicklung der nächsten Spielkonzepte mitnehme.“

Du hast ja bereits erwähnt, dass dich andere Brettspielautoren, vor allem deutsche bzw. europäische, inspirieren. Gibt es da Autoren oder Spiele, die dich besonders geprägt haben?

„Also grundsätzlich LIEBE ich es, neue Spiele kennenzulernen und in neue Mechaniken einzutauchen. Oftmals überlege ich mir dann, wie sich aus einer speziellen Mechanik als „Kernmechanik“ ein komplett eigenständiges Spiel entwickeln lassen könnte. Zum Beispiel reizt es mich seit meiner ersten Partie, ein eigenes Spiel zu designen, das auf dem Mechanismus von Ein Fest für Odin basiert. Aber auch mit seinen anderen Titeln ist Uwe Rosenberg definitiv einer der Autoren, der mich am meisten inspiriert. Neben Alexander Pfister, Wolfgang Warsch, Friedemann Friese und Phil Walker-Harding.“

Auf welche Projekte von dir dürfen wir uns denn in Zukunft freuen? Und wie wird es in der Welt des Kartographen weitergehen?

„Ich arbeite gerade an einem weiteren Roll & Write-Spiel und in Kürze wird bei Grok Games, dem brasilianischen Verlag von Der Kartograph, mein nächstes Spiel erscheinen: Animalis: Tic-Tac-Civ. Dieses Spiel mixt verschiedene Spielelemente eines Zivilisationsaufbauspiels mit verschiedenen Reichen, Anführern und Wundern und einen Plättchen Legemechanismus mit dem uralten Spiel Tic-Tac-Toe. Die Dynamik des Spiels entsteht vor allem dadurch, dass man eine Art Tic-Tac-Toe spielt bei dem es aber um viel mehr geht als nur drei seiner Spielsteine in eine Reihe zu bringen.

Zu Der Kartograph: Also es wird auf jeden Fall Maps Packs geben und auch ein neues Kartographen-Spiel ist in Planung, das sowohl eigenständig als auch zusammen mit Der Kartograph spielbar sein wird. An der Entwicklung war auch wieder John Brieger beteiligt, der uns auch schon bei Der Kartograph unterstützt hat und tolle Ideen hatte. Auch wenn einige neue Elemente dabei sein werden, bleiben wir dem Kartographen dennoch treu. Daher wird es neue Erkundungs- und Wertungskarten geben und, so viel sei schon verraten, eine neue Kartenart – Helden – die den Kartographen im Kampf gegen die fiesen Monster zur Seite stehen. Aber das können die Monster natürlich nicht auf sich sitzen lassen und planen neue Hinterhalte.“

*Das Interview wurde im Original auf Englisch geführt und für diesen Beitrag ins Deutsche übersetzt.

 

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