Hinter den Kulissen – Archäologische Grabungen bei Pegasus Spiele

Wer von euch schon mal bei einer unserer (digitalen) Firmenführungen dabei war, die wir im Rahmen verschiedenster Events angeboten haben, weiß, dass unser Lager das Herz eines jeden Spielenden – ob Rollen- oder Brettspiel – höherschlagen lässt, aber auch ziemlich voll ist. Bis nach ganz oben stapeln sich in den rund 7m hohen Regalen Spiele dicht an dicht. Besonders kurz vor großen Messen wie der SPIEL kommen bei uns so viele Paletten an, dass unsere Lagercrew jedes Mal eine echte Meisterleistung vollbringt, um alle Spiele unterzubringen. Damit Tetris spielen für unser Lagerteam bald wieder zum Freizeitvergnügen wird statt zum daily business, bekommt Pegasus Spiele ein zweites Lager. Glücklicherweise ist auf unserem Firmengelände noch genügend Platz und so kann es eigentlich auch schon losgehen mit dem Bau, oder?

Naja fast! Wer von euch unser Familienspiel Celtic kennt, das im Wetteraukreis spielt, wo wir auch unseren Firmensitz haben, oder den Blogbeitrag zum historischen Hintergrund von Celtic gelesen hat, weiß, dass die Wetterau schon seit Tausenden Jahren ein dicht besiedeltes Gebiet ist. Und so kam es auch nicht überraschend, dass 2014 vor dem Bau des Pegasus Firmengebäudes inklusive Lager bei der Bodenuntersuchung unseres Firmengeländes archäologische Überreste gefunden wurden, die dann im Rahmen einer archäologischen Untersuchung freigelegt, untersucht, dokumentiert und natürlich entsprechend gesichert wurden. Schon damals war absehbar, dass auch auf den noch unbebauten Grundstücksteilen mit weiteren Funden zu rechnen ist. Daher ist auch dieses Mal wieder ein archäologisches Team involviert, das das Gelände vor Baubeginn untersucht hat.

Ganz besonders freuen wir uns, dass uns der Kreisarchäologe des Wetterauskreises, Dr. Lindenthal, der auch schon bei den ersten Grabungen 2014 involviert war, heute mehr über die damaligen und aktuellen Grabungen berichtet:

Herr Dr. Lindenthal, Sie waren als Kreisarchäologe des Wetteraukreises verantwortlich für die erste Grabung auf dem Pegasus Spiele Firmengelände 2014. Können Sie uns etwas genauer erklären, wie bzw. warum es damals zu den Grabungen kam?

„Grundsätzlich ist es Aufgabe der Archäologischen Denkmalpflege, Kulturdenkmäler vor einer Veränderung oder gar Zerstörung zu schützen. Bei der Vielzahl der Bodendenkmäler im Wetteraukreis, müssen wir aber teilweise Kompromisse eingehen. Das bedeutet konkret, dass bei neuen Bauanträgen stets hinterfragt werden muss, ob es vertretbar ist, das Bodendenkmal zugunsten der Bebauung aufzugeben. Wenn diese Frage mit Ja beantwortet wird, ist es aber zumindest notwendig, die Befunde vor der Zerstörung durch die Bauarbeiten zu dokumentieren und gegebenenfalls auch zu bergen. Und genau diesen Fall haben bzw. hatten wir auf dem Firmengelände von Pegasus Spiele.“

Bei der ersten Ausgrabung im Februar 2014 haben Sie und Ihr Team auf einer etwa 3.000m² großen Fläche innerhalb von 7 Grabungstagen knapp 380 Fundstücke gefunden. Was haben Sie gefunden und ist die Funddichte etwa durchschnittlich für Grabungen hier in der Region? Gab es besondere Herausforderungen?

„Wir haben hier Teile einer jungsteinzeitlichen Siedlung gefunden, also Überreste von Menschen, die hier vor rund 6.000-7.000 Jahren und damit gut 3.000 Jahre vor den Kelten, hier gelebt haben. Die besondere Herausforderung bei der ersten Grabung bestand vor allem in der recht ungünstigen Witterung. Die Ausgrabungen fanden damals Mitte Februar statt und die Archäolog*innen vor Ort hatten mit Bodenfrost und teilweise heftigen Niederschlägen zu kämpfen. Aber auch die zahlreichen Befunde haben uns damals überrascht – diese waren in der Dichte nicht unbedingt zu erwarten. Es gab schon Anfang der 1980er Jahre zahlreiche Grabungen im Zuge der Erschließung der ‚Pfingstweide‘, also dem Gebiet, auf dem auch das Pegasus Firmengelände liegt. Diese ließen damals aber im direkten Umfeld der Baustelle keine kompletten Hausgrundrisse vermuten. Umso erstaunlicher war es, dass wir 2014 dann Reste von mindestens fünf Häusern gefunden haben, darunter zwei Langhäuser aus dem Mittelneolithikum, also aus der Mitte der Jungsteinzeit, zahlreiche Pfostenlöcher und Gruben, die als Keller oder Vorratsgruben gedient haben könnten. Langhäuser dienten als Wohngebäude für etwa 20-30 Personen und in den Gruben konnten wir Überreste von zwei Öfen finden. Es ist also anzunehmen, dass das heutige Pegasus Spiele Firmengelände vor vielen vielen Jahrhunderten der Wohnort mehrerer Familien war.“

Was hatten Sie sich vorab von der Grabung erhofft und wie war im Vergleich dazu das Ergebnis?

„Da es in der Nähe der Baustelle, im Bereich des ‚Pfingstbrunnens‘, eine alte, auch in der Forschung bekannte Fundstelle aus der mittleren Jungsteinzeit gibt, hatten wir uns weitere Befunde aus dieser Zeit erhofft – und sie ja schließlich auch gefunden! Besonders faszinierend waren dabei einige gefundenen, eindrucksvoll verzierte Keramikscherben. Aber auch die nachweisbaren Hausgrundrisse, die wir freilegen konnten, sind ein herausragendes Ergebnis. Zusammen mit weiteren, in den letzten Jahren ergrabenen Siedlungen der mittleren Jungsteinzeit liefern sie wichtige neue Erkenntnisse und Impulse für die Erforschung dieser Epoche.“

Sprechen wir noch kurz über die kürzliche durchgeführte, zweite Grabung. Sie wurde von der Grabungsfirma SPAU aus der Wetterau durchgeführt, Sie sind als Vertreter der Denkmalschutzbehörde aber weiterhin direkt involviert. Was waren Ihre Erwartungen hinsichtlich der Funde der aktuellen Ausgrabung?

„Grundsätzlich gilt, dass sich mit jeder Vergrößerung der ausgegrabenen Fläche und jedem weiteren Fund auch die Aussagekraft über die jungsteinzeitlichen Siedlungen auf dem Gelände vergrößert. Daher waren wir natürlich ganz besonders gespannt, was die Grabungen dieses Mal bringen würden! Grundsätzlich ist die Wetterau aufgrund der Vielzahl der Bodendenkmäler immer für Überraschungen gut. Jede archäologische Grabung hier ist also wieder aufs Neue spannend.“

Können Sie uns eine grobe Einschätzung geben, wie viele archäologische Ausgrabungen Sie ca. begleiten?

„In den letzten Jahren waren es etwa acht größere und zahlreiche kleinere Grabungen und Baubegleitungen wie es auch die bei Pegasus Spiele ist bzw. war.“

Und schließlich, kennen Sie eigentlich unser Keltenspiel Celtic?

„Natürlich!Ich glaube sogar, die Grundidee eines Spiels mit dem Thema einer vorgeschichtlichen Kultur ist damals im Gespräch mit den Geschäftsführern von Pegasus Spiele, die unsere Untersuchungen immer mit großem Interesse verfolgt haben, auf diesem geschichtsträchtigen Boden entstanden. Während der Spieleentwicklung war ich auch immer wieder im Kontakt mit Pegasus Spiele und habe verfolgt, wie aus der Idee schließlich ein fertiges Spiel wurde – auch wenn die Kelten im Spiel schon alleine zeitlich betrachtet nicht die Bewohner des heutigen Pegasus Geländes gewesen sein können. ;)“

Vielen Dank, Herr Dr. Lindenthal für Ihre Antworten! Wenn ihr jetzt gespannt seid, was die aktuellen Grabungen ergeben haben, dann schaut auf unserer Facebookseite vorbei. Dort haben wir bereits darüber berichtet.

 

Ihr habt Fragen, Anmerkungen oder Anregungen? Wir freuen uns auf eure Kommentare zum aktuellen Blogbeitrag im Forum oder eure E-Mail an blog@pegasus.de.