Hinter den Kulissen – Pegasus Spiele goes Web!

Wir schreiben eine vergangene Zeit, eine Zeit in der ein unbekanntes Spiel namens Die Siedler von Catan gerade die Runde machte, eine Zeit in der einige unserer Kollegen bei Pegasus gerade erst geboren wurden, laufen oder noch mehr oder weniger brav lesen, schreiben und rechnen lernten. Mitte der 90er arbeiteten unsere beiden Geschäftsführer und Gründer von Pegasus Spiele, Andreas und Karsten an der deutschen Ausgabe von GURPS und reisten, (und das tun sie heute übrigens immer noch!) mit einem eigenen Stand über Conventions. Dort kamen sie auch mit Studenten in Kontakt, die sich in diesen frühen Tagen schon mit dem Internet beschäftigten. „Diese Studenten, die uns auch bei der Lokalisierung von GURPS unterstützt haben, haben uns geraten, die Domain Pegasus.de zu reservieren. Damals hat ein Megabyte Datenvolumen bei unserem Provider noch DM 5,00 gekostet und das Registrieren einer Domain ca. DM 500“, erläutert Andreas. Karsten fügt hinzu: „Wir hatten damals sicher keine Vorahnung, dass das Internet einmal so groß werden würde. Wir wussten aber, dass Verkäufe allein in Friedberg nicht reichen würden, wenn wir später einmal zwei Familien ernähren wollten. Da war das Internet natürlich eine willkommene Möglichkeit, überregional auf uns aufmerksam zu machen.“ Der Grundstein war gelegt, die Domain reserviert und pegasus.de ging 1996 live. „Mit allen Dont’s, die es so geben kann. Ein orangener strukturierter Hintergrund, animierte Aliens und ‘Always look on the bright side of life!’ als Hintergrundmusik. Naja, man muss ja mal testen, welche Möglichkeiten es gibt. :)“, lacht Andreas.

pegasus.de 2002

Doch was veranlasste die beiden schlussendlich dazu, ins E-Commerce Geschäft einzusteigen? Karsten erinnert sich: „Wir haben bereits in den ersten Jahren gemerkt, dass der Aufwand mit den Kunden zu kommunizieren per Telefon und persönlichem Besuch im Laden sehr hoch ist, und dass uns eine Abwicklung online eine enorme Arbeitserleichterung wäre. Auch als wir unser Sortiment über die Jahre immer weiter ausbauen konnten und bald schon mehrere Tausend neue Artikel pro Jahr gelistet wurden war klar, all diese Informationen sind per Fax (das gab es damals wirklich!) und per Telefon nur schwer in ihrer Komplettheit zu transportieren. Gefühlt haben wir ein bisschen das Zeitalter der Vertriebskataloge übersprungen und sind direkt ins Internet gegangen“. Andreas kramt ebenfalls in seinen Erinnerungen: „Ausschlaggebend war auf jeden Fall auch das Interesse, die neue Welt des Internets zu entdecken und so auch den Kundenkreis zu erweitern. Für uns stand aber immer das B2B-Geschäft im Vordergrund und das haben wir bereits in der ersten Shopversion mit implementiert. Die ersten sieben Shopversionen waren selbst entwickelt und an unsere Bedürfnisse angepasst. Da gab es Funktionen nicht aus einem Baukasten wie heute bzw. es gab noch gar keine standardisierten Shopsysteme. Eigentlich wollten wir sogar unseren Shop als Baukasten entwickeln und als virtuelles Kaufhaus weitervermarkten. Aber dafür haben am Ende Zeit und Ressourcen gefehlt. Schade, die Idee war schon damals gut :)“.

An guten Ideen hat es damals also schon nicht gemangelt. Aber selbst die besten Ideen programmieren noch keinen Onlineshop. Wer hat das damals gemacht? „Ein befreundeter Programmierer hat entwickelt und ich habe die Ideen und Wünsche für die Funktionen zur Verfügung gestellt“, erläutert Andreas. Karsten ergänzt: „Der Freund war der Bruder meiner damaligen Lebensgefährtin, der uns über wirklich lange Jahre als Externer zur Verfügung stand. Im Nachhinein eigentlich erstaunlich, über wieviel Jahre uns selbstgestrickte Lösungen weitergebracht haben. Am Anfang war es natürlich auch eine Frage des Geldes. Inzwischen haben wir aber zwei feste interne Mitarbeiter und haben sechsstellige Summen in professionelle Software investiert.“

pegasus.de 2005

In den Anfangsjahren gab es viele Hürden zu nehmen. Die beiden erzählen uns davon, dass natürlich die endliche Ressource Zeit und das Wesentliche nicht aus den zu Augen zu verlieren, wichtige Punkte waren. Mit einem Team aus 4-5 Personen, das die Abteilungen Logistik, Buchhaltung, Verlag, Redaktion, Grafik, Marketing, Einkauf und Vertrieb abdeckte, war dies sicherlich ein Kraftakt. Zudem gab es zu dieser Zeit noch den kleinen Pegasus Spieleladen in der Innenstadt von Friedberg, mit dem 1993 alles angefangen hatte. Als gerade in der Entstehung befindlicher Spieleverlag musste man sich natürlich erstmal deutschlandweit Anerkennung und Aufmerksamkeit erarbeiten: „Wir mussten über Jahre viele Klinken putzen und uns unseren Erfolg über brutale Selbstausbeutung – wie z.B. wöchentliche Fahrten auf Spieleveranstaltungen – selbst erarbeiten. Auch im Verlagswesen gab es viel zu lernen. Immerhin haben wir beide kein Studium in BWL oder Verlagswirtschaft. Also immer wieder die Bereitschaft zu haben, Neues zu lernen und anzuwenden und Stufe für Stufe Anerkennung durch erfolgreiche Produkte und erfolgreiches Management zu erreichen, waren unabdingbar. Geduld und Ausdauer gehören genau wie Mut und Lernbereitschaft in das Repertoire eines Unternehmers“, berichtet Karsten.   

Viele Jahre später, wir schreiben das Jahr 2018, nachdem der Shop und die Website sich über die Jahre optisch und technisch mehrfach geändert hatten, musste nun auch der Kern der Webseiten überarbeitet werden. Oli (Blogbeitrag IT-Abteilung) erinnert sich: „Zuerst hatte ich vorangetrieben, dass wir unsere Verlagsseite www.pegasus.de dringend modernisieren müssen, da darunter ein lange nicht mehr supportetes CMS (‚Content-Management-System‘) steckte und die Seite auch nicht barrierefrei war. Dann hatten wir aber ein Gespräch mit einer Agentur, die spezielle Shops auf Shopware Basis bauen und da unser Shop auch nicht auf der Höhe der aktuellen Entwicklung stand, war es nur konsequent sowohl unsere Webseite als auch unseren Shop in ein neues System zu überführen. Dann folgten ca. sechs Monate Vorplanung und Gespräche, bis das Projekt in Gang gebracht wurde. Ich denke, ab dem ersten Gespräch bis dann unsere neue Webpräsenz an den Start ging, sind 12 bis 15 Monate vergangen. Die eigentliche Umsetzung hat etwa neun Monate gedauert. Und im November 2019 ging die neue Präsenz dann live“. Nico ergänzt: „Im Frühjahr 2019 begann die Umsetzung auf Basis von Shopware. Die Herausforderung bestand darin, die hohen Anforderungen von Pegasus Spiele an die Software einzuhalten und adäquat umzusetzen. Ende 2019 erfolgte nach einer Betaphase mit ausgewählten Händlern der Relaunch. Den Härtetest durch die COVID-19 Pandemie und die Lockdowns haben wir so glücklicherweise mit Bravour gemeistert“.

pegasus.de 2019

Gab es neben dem veralteten CMS weitere Gründe für diese Zäsur? „Es ist eine Frage der Risikoabsicherung und der Zukunftsperspektive. Bei unseren eigenprogrammierten Shops gab es lediglich zwei Personen, die sich mit dem Programmiercode ausgekannt haben. Und an die Entwicklung neuer Funktionen war gar nicht mehr zu denken, da alleine die Pflege die Arbeitszeit verschlungen hat – wenn zum Beispiel eine veraltete PHP-Version (Anm. der Redaktion: PHP ist eine serverseitige Skriptsprache) nicht mehr unterstützt wurde und der Shop auf eine neue Version aktualisiert wurde. Außerdem muss man auch bedenken, dass ja auch jederzeit etwas Schlimmes passieren konnte und einer der beiden Programmierer nicht mehr zur Verfügung gestanden hätte. Und dann?“, antwortet Andreas. Karsten ergänzt: „Darüber hinaus hatten wir mit den Erfolgen (Spiel des Jahres) 2014 den großen Blick in die Zukunft vor Augen. Damals war der erste Schritt, unsere interne Software auf SAP umzustellen. Der Gedanke war durchaus, dass wir bereits damals Software haben wollten, die auch in kommenden Jahren State-of-the-Art sein würde, wenn wir vielleicht das Unternehmen einmal an die nächste Generation weitergeben. Den Webshop ebenfalls mit einer zukunftsfähigen Engine auszustatten, war dann quasi der nächste logische Schritt“.

In der aktuellen Situation stellen sich viele lokale Fachhänder sicher auch diese und ähnliche Fragen: Wie geht es weiter? Wie erreiche ich meine Kunden? Auch für den lokalen Fachhandel kann es hilfreich sein, sich mit dem Thema Onlinepräsenz, Social Media oder Onlineshop auseinander zu setzen, ohne den eigenen Anspruch an Service- und Beratungsqualität verringern zu müssen. Wir haben Andreas und Karsten zu Ihren Gedanken zu diesem Thema gefragt. „Ich denke Multichannel-Retailing ist heutzutage unerlässlich und nimmt Risiko aus dem Geschäftsmodell. Als Ladengeschäft würde ich natürlich jederzeit versuchen, die Kunden persönlich in meinen Laden zu ziehen (Click-and-Collect) und dort dann Kundenbindung aufzubauen. Das Internet ist doch weitestgehend anonym, wir im Spielebereich leben aber von der Geselligkeit. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir nicht vergessen dürfen. Zusätzlich kann man über das Internet aber die Reichweite erhöhen und neue Kunden gewinnen“, erklärt Andreas. Karsten ist sich sicher, dass die Vorteile des Fachhandels immer wichtig bleiben werden: „Ich würde jeden Händler dazu ermutigen, sich mit kostengünstigen Shop-Lösungen zu beschäftigen. Anbieter gibt es viele. Die Zukunft wird mit Sicherheit einen immer höheren Anteil an Umsätzen ins Internet verlagern. Sich über den Preis alleine zu etablieren, wird dabei aber schwierig. Als lokaler Händler muss man dabei seine Möglichkeiten in der Kundennähe (Präsentation, Beratung und Veranstaltungen, sowie ein Hub für Informationen und Mitspieler) voll ausschöpfen. Ware am selben Tag ggf. auch an lokale Kunden ausliefern zu können, wird dabei immer wichtiger werden. Nur wer in möglichst vielen Kategorien gute Arbeit leistet, wird auch in Zukunft gefragt sein“.

 

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